Biotoptyp - Details | |
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Typ-ID: | 2.2.2.2.1 |
Bezeichnung: | BT Großröhricht an Stillgewässer und Landröhricht |
Anzahl der Zuordnungen: | 1601 |
Biotoptyp - Steckbrief |
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Charakterisierung des Standorts und der ökologischen Verhältnisse: |
2.2.2.2.1.1 SUBTYP Süßwasser-Großröhricht an Stillgewässer • Von sehr hochwüchsigen Gräsern und Grasartigen dominierte (> 50 % Gesamt-Deckung), lückige bis dichte und artenarme Bestände (Wuchshöhe zwischen 1 – 4 m) • Vorkommen in der Uferzone von Stillgewässern • Charakteristische Pflanzenarten sind Schilf, Groß-Schwadengras, Grün-Teichbinse, Rohr-Glanzgras, Breitblatt-Rohrkolben und Äste-Igelkolben 2.2.2.2.1.2 SUBTYP Landröhricht Weicht vom SUBTYP des Süßwasser-Großröhricht an Stillgewässer in folgenden Punkten ab: • Vorkommen auf feucht-nassen Grünlandbrachen • Charakteristische Pflanzenarten sind Schilf und Rohr-Glanzgras Dieser BT entwickelt sich im Land-Wasser-Übergangsbereich stehender oder sehr langsam fließender Gewässer (SUBTYP Süßwasser-Großröhricht an Stillgewässer) und auf während des Großteils des Jahres nassen Standorten (Sümpfe) abseits von Gewässern (SUBTYP Landröhricht). Die Bestände stocken auf unter Wasser entstandenen Böden, in denen der Abbau organischer Substanzen durch verminderten Gasaustausch gehemmt ist. Es handelt sich um Sapropel-, Faulschlamm-, Gyttja- oder Grauschlammböden. Von entscheidender Bedeutung für die konkrete floristische Zusammensetzung der Bestände sind Temperaturverhältnisse, Höhe und Dauer der Überflutungen sowie Sauerstoff- und Nährstoffgehalt des Wassers. Dieser BT übernimmt wesentliche Reinigungsfunktionen für Gewässer und schützt das Ufer vor Erosion. Abweichend von der Roten Liste der Biotoptypen Österreichs erfolgten Adaptierungen des BT für die Biotopkartierung Salzburg, beispielsweise wurde der Subtyp 2.2.2.2.1.2 zusätzlich eingeführt. |
Beschreibung des Biotoptyps und der Vegetationszusammensetzung: |
Zu diesem BT zählen relativ einheitlich aufgebaute, artenarme und hoch wachsende Bestände, in denen Pflanzen mit grasartiger Wuchsform dominieren. Auf Grund der Fähigkeit aller wichtigen Röhrichtarten zur vegetativen Vermehrung handelt es sich bei diesem BT um meist von einer Art dominierte Bestände. Welche Art dies ist, hängt von den jeweilligen Standortbedingungen ab. Die wichtigste Röhrichtpflanze ist Schilf, da es eine breite ökologische Amplitude aufweist. An eutrophierten Gewässern wird es z. T. vom Groß-Schwadengras ersetzt, da Schilf bei hohem Stickstoffgehalt weniger Festigungsgewebe aufbaut und somit konkurrenzschwächer wird. Seewärts vor dem Schilfgürtel oder auch damit verzahnt kann sich ein lockeres Röhricht mit der Grün-Teichbinse entwickeln. Rohr-Glanzgras kann Mischbestände mit Schilf bilden, bei sehr eutrophen Verhältnissen kann es gelegentlich auch in Reinbeständen auftreten. Weitere wichtige Röhrichtpflanzen dieses Biotoptyps sind Rohrkolben-Arten (v. a. der Breitblatt-Rohrkolben). In wärmeren Gebieten kommt selten der seit dem 16. Jahrhundert eingebürgerte Neophyt Kalmus (Acorus calamus) vor. Nährstoffreichere Bereiche werden u. a. vom Äste-Igelkolben dominiert. Als seltener Sonderfall kann sich das Röhricht schwingrasenähnlich entwickeln und somit sogar begehbar sein. Bei rasch steigendem Wasserstand können sich daraus Röhrichtteile vom Ufer lösen und als „schwimmende Inseln“ in den See driften. |
Charakteristische Pflanzenarten: |
Europa-Schilf (Phragmites australis) Groß-Schwadengras (Glyceria maxima) Grün-Teichbinse (Schoenoplectus lacustris) Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) Breitblatt-Rohrkolben (Typha latifolia) Äste-Igelkolben (Sparganium erectum) |
Pflanzensoziologische Zuordnung: |
• Schilf-Röhricht (Phragmitetum vulgaris) • Seebinsen-Röhricht (Scirpetum lacustris) • Röhricht des Schmalblättrigen Rohrkolbens (Typhetum angustifoliae) • Röhricht des Breitblättrigen Rohrkolbens (Typhetum latifoliae) • Großschwadengras-Röhricht (Glycerietum maximae) • Kalmus-Röhricht (Acoretum calami) • Igelkolben-Graben-Gesellschaft (Sparganietum erecti) • Rohrglanzgras-Wiese (Phalaridetum arundinaceae p.p.) • Schwertlilien-Röhricht (Iris pseudacorus-(Phragmitetalia)-Gesellschaft) • Wasserschierling-Zypergrasseggen-Gesellschaft (Cicuto-Caricetum pseudocyperi p.p.) |
Bezug zu FFH-Lebensraumtypen: |
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Kartierungshinweise: |
Zu diesem BT zählen Bestände, die Kontakt mit Stillgewässern haben. Weiters sind in diesen BT auch Landröhrichte ganzjährig nasser, sumpfiger Standorte einzubeziehen. Feuchtwiesenbrachen, in die Schilf eindringt, ohne zu dominieren, werden den jeweiligen BT der Gruppen „Grünlandbrachen feuchter bis nasser Standorte“, „Großseggenrieder“ bzw. „Kleinseggenrieder“ zugeordnet. Größere Bestände von Schilfröhricht und Schwimmblattzonen am Seeufer sind getrennt zu erfassen. Wenn im Schilfröhricht kleinere Flächen einer Schwimmblattzone vorkommen, können letztere subsumiert werden. |
Gefährdungsfaktoren: |
• Gewässereutrophierung und -verunreinigung • Uferverbauung • Entwässerung • Bootsverkehr (Wellenschlag) • Wassersport (Badebetrieb) |
Gefährdung nach der Roten Liste Österreichs: |
• Österreich: „gefährdet“ (Stufe 3) • Nördliches Alpenvorland (Teile des Flachgaues und der Stadt Salzburg): „gefährdet“ (Stufe 3) • Nordalpen: „gefährdet“ (Stufe 3) • Zentralalpen: „gefährdet“ (Stufe 3) |
Schutz nach dem Salzburger Naturschutzgesetz 1999 idgF: |
Lebensraumschutz gemäß § 24 (1) a (Moore oder Sümpfe) bei Vorliegen von Torfuntergrund oder sumpfigen Verhältnissen; SUBTYP Süßwasser-Großröhricht an Stillgewässer: Lebensraumschutz gemäß § 24 (1) b (oberirdisch fließende Gewässer einschließlich ihrer gestauten Bereiche und Hochwasserabflussgebiete) bei Lage im Hochwasserabflussbereich eines HQ 30 oder gemäß § 24 (1) c in Uferzonen von oberirdischen, natürlichen oder naturnahen stehenden Gewässern mit einer Mindestgröße von 20 m², sofern diese nicht zu Landschaftsschutzgebieten erklärt wurden und es sich nicht um Bade- und Zierteiche, Löschwasserteiche, Klärteiche, Retentionsbecken, Absetzteiche, Garten- und Schwimmteiche, Fischteiche mit regulierbarem Zu- und Ablauf, Schneispeicher oder ähnliche künstlich angelegte Gewässer handelt; SUBTYP Landröhricht: Lebensraumschutz gemäß § 24 (1) d als Feuchtwiese ab einer Fläche von 2.000 m². |
Bilder |
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Übersichtsfoto des Biotoptyps |
Detailfoto |
Europa-Schilf (Phragmites australis) |
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