Biotoptyp - Details | |
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Typ-ID: | 2.2.3.1.1 |
Bezeichnung: | BT Basenreiches, nährstoffarmes Kleinseggenried |
Anzahl der Zuordnungen: | 3153 |
Biotoptyp - Steckbrief |
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Charakterisierung des Standorts und der ökologischen Verhältnisse: |
• Dominanz (> 50 % Gesamt-Deckung) von niedrigwüchsigen Sauergräsern (v. a. Seggen, Simsen, Wollgräser) – im Durchschnitt maximal kniehoch – und oft hohe Braunmoos-Deckung • Charakteristische Arten sind Davall-Segge, Braun-Knopfried sowie (in Salzburg sehr selten) Schwarz-Knopfried • Zumeist blütenreiche Bestände mit Orchideen • Auf staunassem, sumpfigem bis torfigem Untergrund • Basische Bodenreaktion (zumeist über karbonatischen Gesteinen; in Silikatgebieten im Einflussbereich von Quellen oder fließendem Wasser) Der BT umfasst Kleinseggengesellschaften basenreicher Niedermoore von der submontanen bis zur alpinen Höhenstufe (ca. 400 bis 2.400 m Seehöhe), deren Wasserhaushalt vom Mineralbodenwasser bestimmt wird und bei denen es fallweise zur Torfbildung kommen kann. Die Böden sind permanent von hochanstehendem Grundwasser durchtränkt und die Standorte sind meist besser mit Nährstoffen versorgt als bodensaure Niedermoore oder Hochmoore. Der BT ist in unterschiedlichsten Moortypen vertreten (z. B. in Quellmooren, Verlandungsmooren, Versumpfungsmooren, Überrieselungsmooren, Überflutungsmooren, Durchströmungsmooren). Meist handelt es sich um Niedermoorkomplexe, die in Kontakt zu Röhrichten, Hochstaudenfluren und Bruchwäldern stehen. Primäre, nicht gemähte Niedermoorstandorte (z. B. Quellmoore) sind seltener und benötigen keine oder sehr extensive Pflege. Sekundäre Kleinseggenrieder sind artenreicher und bedürfen einer extensiven Streuwiesennutzung, da sie sonst von Röhrichten oder artenarmen Pfeifengrasbrachen abgelöst werden bzw. Gehölze aufkommen. |
Beschreibung des Biotoptyps und der Vegetationszusammensetzung: |
Basenreiche, nährstoffarme Kleinseggenrieder werden meist von der Davall-Segge dominiert. In tieferen Lagen können auch andere Sauergräser wie Braun-Knopfried oder sehr selten Schwarz-Knopfried (in Salzburg nur vom Tannberg und vom Untersberg-Fuß bekannt) zur Dominanz gelangen. Wichtige Begleitarten sind Mehl-Primel (Primula farinosa), Kelch-Simsenlilie (Tofieldia calyculata), Breitblatt-Wollgras (Eriophorum latifolium), Mittlere Gelb-Segge (Carex lepidocarpa), Große Gelb-Segge (Carex flava) und Knötchen-Simse (Juncus subnodulosus, selten). Weiters ist das stete Auftreten einiger Orchideen wie Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palustris), Fleisch-Fingerwurz (Dactylorhiza incarnata) und Breitblatt-Fingerwurz (Dactylorhiza majalis) sowie einer Reihe von Begleitarten der Pfeifengraswiesen typisch. |
Charakteristische Pflanzenarten: |
Davall-Segge (Carex davalliana) Braun-Knopfried (Schoenus ferrugineus) Schwarz-Knopfried (Schoenus nigricans) Verschiedene Braunmoose |
Pflanzensoziologische Zuordnung: |
• Davallseggengesellschaft (Caricetum davallianae) • Gesellschaft der Rostroten Kopfbinse (Schoenetum ferruginei) • Gesellschaft der Schwarzen Kopfbinse (Junco obtusiflori-Schoenetum nigricantis) • Gesellschaft des Sternmooses und der Zweihäusigen Segge (Amblystegio stellati-Caricetum dioicae p.p.) • Gesellschaft der Stumpfblütigen Binse (Juncetum subnodulosi p.p.) • Gesellschaft des Zurückgekrümmten Sichelmooses und der Rasen-Haarsimse (Amblystegio intermedii-Scirpetum austriaci) • Gesellschaft der Wenigblütigen Sumpfsimse (Eleocharitetum pauciflorae) • Eisseggengesellschaft (Caricetum frigidae p.p.) |
Bezug zu FFH-Lebensraumtypen: |
• 7230 Kalkreiche Niedermoore |
Kartierungshinweise: |
Besonders die streugenutzten Übergangsbestände zwischen den BT „Basenreiches, nährstoffarmes Kleinseggenried“ und „Basenreiche Pfeifengras-Streuwiese“ sind schwer abzugrenzen. In diesen Bereichen durchmischen sich die Charakterarten der Pfeifengraswiesen und der Kleinseggenrieder. Am besten lässt sich die Abgrenzung über Dominanzverhältnisse der Charakterarten durchführen. Niedermoorbereiche, die mehrere Zentimeter bis Meter dicke Kalktuffe bilden, werden zum BT „Kalktuff-Quellflur“ gestellt. Die Abgrenzung bezüglich des BT „Montane bis alpine Schwemm- und Rieselflur“ lässt sich an Hand der Artenkombination und der Standortfaktoren durchführen: Dem BT „Montane bis alpine Schwemm- und Rieselflur“ fehlt die Torfbildung, der Vegetationsaufbau ist lückig, es kommt zu periodischen Störungen. Ein weiteres Charakteristikum ist die Prägung durch fließendes oder rieselndes Wasser. Der ähnlich strukturierte BT „Basenarmes, nährstoffarmes Kleinseggenried“ ist auf basenarmen Böden zu finden und unterscheidet sich durch das Auftreten von Torfmoosen, während Braunmoose zurücktreten und die basenliebenden Gefäßpflanzenarten wie Davall-Segge (Carex davalliana), Braun-Knopfried (Schoenus ferrugineus), Breitblatt-Wollgras (Eriophorum latifolium), Mehl-Primel (Primula farinosa) oder Kelch-Simsenlilie (Tofieldia calyculata) fehlen. Bei bereits beeinträchtigten Ausprägungen ist auf das Vorliegen von Moor (Torfuntergrund) oder Sumpf (wassergetränktes Substrat und Dominanz von feuchtigkeitsliebenden Pflanzen) zu prüfen und gegebenenfalls der Schutzstatus gemäß § 24 (1) a in der Beschreibung zu begründen. |
Gefährdungsfaktoren: |
• Entwässerung • Überweidung und Vertritt • Auflassung der Streuwiesenbewirtschaftung auf Sekundärstandorten • Nutzungsintensivierung • Aufforstung • Düngereintrag von benachbarten intensiv bewirtschafteten Flächen • Umlandveränderungen |
Gefährdung nach der Roten Liste Österreichs: |
• Österreich: „stark gefährdet“ (Stufe 2) • Nördliches Alpenvorland (Teile des Flachgaues und der Stadt Salzburg): „stark gefährdet“ (Stufe 2) • Nordalpen: „stark gefährdet“ (Stufe 2) • Zentralalpen: „stark gefährdet“ (Stufe 2) |
Schutz nach dem Salzburger Naturschutzgesetz 1999 idgF: |
Lebensraumschutz gemäß § 24 (1) a (Moore oder Sümpfe) oder gemäß § 24 (1) d als Feuchtwiese ab einer Fläche von 2.000 m². |
Bilder |
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Übersichtsfoto des Biotoptyps |
Detailfoto |
Mehl-Primel (Primula farinosa) |
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