Biotoptyp - Details | |
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Typ-ID: | 4.1.2 |
Bezeichnung: | BT Geschlossener Hochgebirgs-Karbonatrasen |
Anzahl der Zuordnungen: | 5141 |
Biotoptyp - Steckbrief |
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Charakterisierung des Standorts und der ökologischen Verhältnisse: |
4.1.2.1 SUBTYP Geschlossener Hochgebirgs-Karbonatrasen ohne Kultivierungseinfluss • Vegetationsmatrix von niederwüchsigen horstbildenden Gräsern und Grasartigen, insbesondere Kalk-Blaugras, Polster-Segge und Horst-Segge, gebildet • Treppenförmige bis girlandenförmige Rasenstruktur (Vegetationsbedeckung > 70 %) • Durch verschiedene kalkliebende Pflanzen (z. B. Stängellos-Leimkraut, Glatt-Brillenschötchen, Kalk-Glocken-Enzian) meist hoher Blütenreichtum • Lage in der subalpinen bis alpinen Höhenstufe (1.500 – 2.500 m Seehöhe) • Boden basen- und kalkreich (über karbonatischen Gesteinen) 4.1.2.2 SUBTYP Geschlossener Hochgebirgs-Karbonatrasen mit Kultivierungseinfluss Weicht vom Subtyp des geschlossenen Hochgebirgs-Karbonatrasens im folgenden Punkt ab: • Deckung von Bürstling, Horst-Rot-Schwingel, Wimpergrannen-Alpen-Lieschgras, Alpen-Rispe, Läger-Rispe, Rot-Straußgras sowie Rot- und Weiß-Klee insgesamt > 30 % Geschlossene Hochgebirgs-Karbonatrasen sind der charakteristische BT in der alpinen Höhenstufe der Nordalpen sowie auf Kalk- und Marmorinseln in den Zentralalpen. Die Vegetation bildet großflächige Dauergesellschaften. Daneben treten geschlossene Hochgebirgs-Karbonatrasen in der subalpinen Höhenstufe (ca. 1.500 bis 2.000 m Seehöhe) an waldfreien Fels- und Schutt-Standorten in Erscheinung. Wärme- und Schneebedingungen variieren stark, Solifluktion und Windeinfluss sind charakteristische Standortsfaktoren, die die Bestandesstruktur wesentlich beeinflussen. Die Böden sind extrem flachgründige, skelettreiche Rendsinen, die sich auf Kalk- oder Dolomitfels, Ruhschutt oder groben Moränen entwickeln. Abweichend von der Roten Liste der Biotoptypen Österreichs erfolgten Adaptierungen des BT für die Biotopkartierung Salzburg, beispielsweise wurden die beiden Subtypen 4.1.2.1 und 4.1.2.2 zusätzlich eingeführt. |
Beschreibung des Biotoptyps und der Vegetationszusammensetzung: |
Horstbildende Gräser wie Kalk-Blaugras und Seggen wie Polster- und Horst-Segge zeichnen für die Textur der Bestände und die treppige bis girlandenartige Struktur verantwortlich. Daneben sind die Polsterpflanzen Blaugrün-Steinbrech, Stängellos-Leimkraut, Zwerg-Miere und verschiedene Zwergsträucher am Bestandesaufbau beteiligt. Rosettenpflanzen wie Zwergständel, Nacktstängel-Kugelblume, Glatt-Brillenschötchen, Kalk-Glocken-Enzian und Österreich-Spitzkiel stellen weitere charakteristische Vertreter. Der SUBTYP „Geschlossener Hochgebirgs-Karbonatrasen ohne Kultivierungseinfluss“ weist keinen oder nur minimalen Kultivierungseinfluss auf. Geschlossene Hochgebirgs-Karbonatrasen ändern sich durch extensive Beweidung normalerweise auch nur wenig. Änderungen in der Vegetation treten bei intensiverer Beweidung (z. B. mit Zäunung) oder beim Aufbringen von Dünger – also bei einer typischen Kultivierung – auf. Typische Weide- und Kultivierungszeiger sind Bürstling (Nardus stricta) sowie der Horst-Rot-Schwingel (Festuca nigrescens). Im Übergang zu den tiefgründigen und besser nährstoffversorgten Milchkrautwiesen, die jedenfalls als kultiviert einzustufen sind, treten als Zeigerpflanzen vermehrt Wimpergrannen-Alpen-Lieschgras (Phleum rhaeticum), Alpen-Rispe (Poa alpina), Läger-Rispe (Poa supina), Rot-Straußgras (Agrostis capillaris) sowie Rot- und Weiß-Klee (Trifolium pratense, T. repens) auf. Wenn der Anteil dieser genannten Zeigerarten insgesamt 30 % übersteigt, ist von einem Kultivierungseinfluss auszugehen und der Bestand als SUBTYP „Geschlossener Hochgebirgs-Karbonatrasen mit Kultivierungseinfluss“ einzustufen. |
Charakteristische Pflanzenarten: |
Kalk-Blaugras (Sesleria caerulea) Polster-Segge (Carex firma) Horst-Segge (Carex sempervirens) Blaugrün-Steinbrech (Saxifraga caesia) Stängellos-Leimkraut (Silene acaulis) Zwerg-Miere (Minuartia sedoides) Schnee-Heide (Erica carnea) Silberwurz (Dryas octopetala) Alpen-Sonnenröschen (Helianthemum alpestre) Wimper-Alpenrose (Rhododendron hirsutum) Zwergständel (Chamorchis alpina) Nacktstängel-Kugelblume (Globularia nudicaulis) Glatt-Brillenschötchen (Biscutella laevigata) Kalk-Glocken-Enzian (Gentiana clusii) Österreich-Spitzkiel (Oxytropis montana) |
Pflanzensoziologische Zuordnung: |
• Blaugras-Horstseggenhalde (Seslerio-Caricetum sempervirentis p.p.) • Polsterseggenrasen (Caricetum firmae p.p.) |
Bezug zu FFH-Lebensraumtypen: |
• 6170 Alpine und subalpine Kalkrasen (Subtyp 6173 Blaugrashalden und Festuca dominierte Kalkrasen (Caricion firmae, Seslerion coerulea)) |
Kartierungshinweise: |
Winderosion und Solifluktion bei zunehmender Hangneigung führen zur Auflösung der geschlossenen Rasenbestände. Subalpine bis alpine Bestände mit Vegetationsdeckung < 70 % sind in den BT „Offener Hochgebirgs-Karbonatrasen“ zu integrieren. Pionierrasen der oberalpinen bis subnivalen Höhenstufe sind dem BT „Alpine bis nivale Polsterfluren und Rasenfragmente über Karbonat“ zuzurechnen. Rasen mit dominantem Parlatore-Staudenhafer (Helictotrichon parlatorei) sind dem BT „Staudenreicher Hochgebirgsrasen“ einzugliedern. Wegen der Frage des Lebensraumschutzes sind die beiden Subtypen genau zu unterscheiden, eine Begründung ist in der Beschreibung jedenfalls vorzunehmen. |
Gefährdungsfaktoren: |
- |
Gefährdung nach der Roten Liste Österreichs: |
• Österreich: „ungefährdet“ (*) • Nördliches Alpenvorland (Teile des Flachgaues und der Stadt Salzburg): „BT fehlt“ (-) • Nordalpen: „ungefährdet“ (*) • Zentralalpen: „ungefährdet“ (*) |
Schutz nach dem Salzburger Naturschutzgesetz 1999 idgF: |
Lebensraumschutz gemäß § 24 (1) e (alpines Ödland) beim SUBTYP ohne Kultivierungseinfluss oberhalb der aktuellen Waldgrenze, darunter Lebensraumschutz gemäß § 24 (1) d (Trocken- und Magerstandorte), wenn > 2.000 m2; auch der SUBTYP „Geschlossener Hochgebirgs-Karbonatrasen mit Kultivierungseinfluss“ kann – sofern noch magere Standortsverhältnisse vorliegen – gemäß § 24 (1) d geschützt sein. |
Bilder |
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Übersichtsfoto des Biotoptyps |
Detailfoto |
Detailfoto mit Horst-Segge (sempervirens) |
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