(LK) "Es gibt drei wichtige Gründe, warum das Kraftwerk Stegenwald für den Pongau und Salzburg so wichtig ist. Erstens für den Umwelt- beziehungsweise Klimaschutz, zweitens für den Arbeitsmarkt und drittens für die Versorgungssicherheit mit Strom in der Region." Das betonte Umweltreferent Landesrat Walter Blachfellner heute, Donnerstag, 5. Februar, bei einem Informationsgespräch mit Salzburg-AG-Vorstand Dr. Arno Gasteiger zum geplanten Bau des Wasserkraftwerkes Stegenwald in Werfen.
Die Salzburger Landesregierung bekannte sich vor ein paar Monaten einhellig im Sinne der Befürwortung der Nutzung von Wasserkraft zum weiteren Ausbau der mittleren Salzach, wie eben das Kraftwerk im Raum Stegenwald, aber auch in Gries oder Bruck. Im Bundesland Salzburg gibt es derzeit 481 Wasserkraftwerke, davon 453 Kleinwasserkraftwerke (unter zehn Megawatt Engpassleistung), zwölf mittlere Wasserkraftwerke (zehn bis 20 MW Engpassleistung) und 16 Großkraftwerke (mehr als 20 MW Engpassleistung).
"Wasserkraft ist saubere Energie und daher Ökoenergie. Das neue Wasserkraftwerk Werfen-Pfarrwerfen beispielsweise spart zirka 51.000 Tonnen CO2 pro Jahr im Vergleich mit der thermischen Energie-Erzeugung ein. Die Kapazität des Kraftwerkes Stegenwald beträgt 65 Millionen Kilowattstunden. Müsste diese Menge alternativ von einem österreichischen thermischen Kraftwerk erzeugt werden, so ergäbe das eine zusätzliche CO2-Belastung von mehr als 41.400 Tonnen pro Jahr", so Landesrat Blachfellner. Zum Vergleich: Diese Emissionen entsprechen einer Lkw-Fahrleistung von 62,5 Millionen Kilometern. Eine ökologisch verträgliche Energiewende komme, so der Umweltreferent, ohne den Ausbau der Wasserkraft nicht aus.
Besonders jetzt, in einer Zeit der Energie- und Wirtschaftskrisen, müssten die Vorteile erneuerbarer Energiequellen deutlicher aufgezeigt werden. "Die Gaskrise wurde als ‘Umwelt-Blanko-Scheck‘ missbraucht, um nachträglich ein beliebiges Atomkraftwerks-Projekt realisieren beziehungsweise wieder aktivieren zu können. Der Energienotstand wurde als Argument vorgeschoben, wieder verstärkt auf Kernkraft zu setzen. Atomkraft ist und darf keine Option sein", hielt Landesrat Blachfellner fest.
Wasserkraft schafft auch neue Arbeitsplätze
Wasserkraft schafft vieles, so auch neue Arbeitsplätze. "Wenn wir beim Kraftwerk Stegenwald von einer rund dreijährigen Bauzeit ausgehen, sind während dieser Zeit zirka 300 Mitarbeiter direkt und indirekt dort beschäftigt, das heißt, sowohl auf der Baustelle als auch in der Zulieferungsindustrie. Auf der Baustelle selber werden etwa 80 Mitarbeiter tätig sein", so Blachfellner. Diese Beschäftigungseffekte wurden auch beim Salzachkraftwerk Werfen-Pfarrwerfen erzielt.
Das vorhandene Potenzial zum Ausbau der mittleren Wasserkraft müsse ausgeschöpft werden, "aber mit Augenmaß und einer entsprechenden Balance zwischen Ökonomie und Ökologie", so Blachfellner. Der Gewässerschutz im Bundesland Salzburg achtet im Auftrag von Landesrat Blachfellner streng darauf, dass Bauvorhaben in Gewässernähe den Zustand - sowohl was die Wassergüte als auch die Fischökologie betrifft - nicht negativ beeinträchtigen. "Das müssen wir aufgrund des Verschlechterungsverbots der EU-Wasser-Rahmenrichtlinie auch tun. Im Fall des Wasserkraftwerkes Stegenwald liegt vom Gewässerschutz eine positive Beurteilung vor, vorausgesetzt, das geplante Kraftwerk erfüllt gewisse Bedingungen, wie zum Beispiel die Anlage einer Auf- und Abstiegshilfe für Fische analog zum Kraftwerk Werfen oder den Erhalt der vorhandenen Uferstrukturen und Uferlängsentwicklung im gesamten Flussbereich, der vom Kraftwerksbau betroffen ist. Die gewässerökologischen Maßnahmen unmittelbar beim Kraftwerk selber sind nur ein kleiner Teil der insgesamt für die Salzach notwendigen ökomorphologischen Verbesserungen im Bereich zwischen Werfen und Salzburg.
Wertvolle Bereiche für Fische werden geschaffen
Bei der Umsetzung des nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanes ist zusätzlich die Anbindung von Zubringern zur Salzach geplant, wodurch wertvolle Bereiche für Fische wieder verfügbar werden. Aber auch zahlreiche Sanierungsmaßnahmen sowohl unterhalb als auch oberhalb des vom Kraftwerk Stegenwald betroffenen Gewässerabschnittes werden zu einer ökologischen Aufwertung führen. Zu nennen sind hierbei insbesondere die Wiederherstellung der Durchgängigkeit bei der Sohlstufe Lehen, die Überprüfung beziehungsweise Sanierung bestehender Fischaufstiegshilfen, Strukturierungsmaßnahmen im Bereich bestehender Stauräume sowie lokale Aufweitungen. Durch das Maßnahmenpaket als Ganzes wird das Gewässersystem der Salzach wesentlich verbessert, Fischen wird ein Lebensraum geschaffen. Damit werden die gewässerökologischen Voraussetzungen für eine weitere Nutzung der Salzach in diesem sensiblen Bereich geschaffen.
Wie jedes Großprojekt stößt der geplante Kraftwerksbau in Stegenwald nicht auf ungeteilte Zustimmung. "Natürlich gibt es auch hier Spannungsfelder. Für das Vorhaben Stegenwald sind die Einwände der Landesumweltanwaltschaft aber nicht berechtigt. Die konkreten Überlegungen und Planungen zur Errichtung eines Kraftwerkes in diesem Abschnitt wurden auch in einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Experten der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes, behandelt", sagte Blachfellner und verwies zudem auf die Entscheidung der Bezirkshauptmannschaft St. Johann im Pongau, die den Antrag des Landesumweltanwalts auf Erklärung zum Naturdenkmal ablehnte. Konkret heißt es von der Bezirkshauptmannschaft St. Johann in ihrem Schreiben: "Eine anlassbezogene Unterschutzstellung des bezeichneten Salzachabschnittes im Raum Stegenwald durch Erklärung zum Naturdenkmal wird von der Bezirkshauptmannschaft St. Johann nicht in Betracht gezogen, da im Falle von Eingriffen, wie sie beispielsweise bei der Errichtung eines Kraftwerkes zu erwarten wären, die naturschutzrechtlichen Bestimmungen (…) ohnehin zur Anwendung kommen würden." Den Antrag auf Einleitung eines Verfahrens hat die Bezirksbehörde St. Johann zwar abgelehnt, die Landesumweltanwaltschaft hat nun aber bei der Bezirkshauptmannschaft erneut für den Salzachabschnitt bei Werfen-Stegenwald um eine "rasche Ausweisung als geschützter Landschaftsteil oder Naturdenkmal" ersucht. N30-54
Franz Neumayr wird für das Landespressebüro den Redaktionen Fotos anbieten.