Eine Musterbrücke zu Ehren eines Reform-Fürsterzbischofs

Schausberger und Blachfellner bei der Eröffnung der Colloredobrücke in Hallein
Salzburger Landeskorrespondenz, 02. November 2001
Medium: Landeskorrespondenz
LK · „Heute wird eine Brücke eingeweiht, die einem Reformator – Fürsterzbischof Colloredo – gewidmet ist. In Zukunft brauchen wir viel häufiger Brücken. Und zwar Brücken zwischen den Gemeinden. Es ist eine neue Form der regionalen und lokalen politischen Zusammenarbeit notwendig. Es kann nicht mehr jede Gemeinde ihr Gericht, ihr Spaßbad, ihre Einsatzzentrale oder ihr Veranstaltungszentrum haben. Die Verantwortung für die Kosten, die der Öffentlichkeit durch diese Entwicklung entstehen, kann heutzutage nicht mehr getragen werden. Es muss regionale Gesamtkonzepte geben, die Lebens- und Wirtschaftsräume der Menschen in sinnvolle Einheiten zusammenfassen. Darin liegt die Chance der ‚Ausdünnung‘ des ländlichen Raumes entgegenzuwirken." Dies betonte Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger heute, Samstag, 3. November, bei der Eröffnungsfeier für die neue Colloredobrücke in Hallein.
Baureferent Landesrat Walter Blachfellner verwies vor allem auf die perfekte Planung durch die Brückenbauabteilung des Landes Salzburg, die perfekte Zusammenarbeit aller Beteiligten und die hervorragende Leistung der bauausführenden Firmen, die die drei Hauptursachen für die erfolgreiche, zeitgerechte und problemlose Fertigstellung der neuen Colloredobrücke seien. Blachfellner bezeichnet die Colloredobrücke als „Herzstück der Altstadtumfahrung von Hallein".
Die Stadt Hallein beschreite einen guten Weg: Die Ansiedlung von Fachmärkten zur Behinderung der Abwanderung in Richtung des Speckgürtels der Stadt Salzburg werde mit einer Revitalisierung der Halleiner Altstadt verbunden. Die Eröffnung der Colloredobrücke als Teil der Altstadtumfahrung sei ein weiterer wichtiger Schritt, so Landeshauptmann Schausberger weiter.
Fürsterzbischof Colloredo, zu dessen Regierungszeit das letzte bestehende Sudhaus am Ufer der Salzach in Hallein errichtet wurde, ist seiner Nachwelt als großer Aufklärer und Reformer bekannt, war gleichzeitig auf Grund seiner radikalen Reformpläne und seines übermäßigen Spareifers bei der Bevölkerung wenig beliebt. Reformdiskussionen seien also nicht nur heutzutage, sondern bereits vor mehr als 200 Jahren geführt worden, sagte der Landeshauptmann. „Auch bei den aktuellen Reformen des Bundes in der Verwaltung hat man bisweilen den Eindruck, dass die grundsätzlichen Pläne sinnvoll und zu begrüßen sind, die Umsetzung aber oft ungeschickt und ohne Einbindung der Betroffenen erfolgt. Als Beispiele seien die Reform der Postdienste, der Gendarmerie, der Finanzverwaltung oder der Gerichtsorganisation genannt."
Im Gegensatz dazu verwies Schausberger aber auch auf ein positives Ergebnis der jüngsten Reformen: Die Verländerung der Bundesstraßen. „Das bedeutet, dass wir Aufgaben, die wir schon bisher für den Bund erledigen – die Errichtung und Erhaltung des 700 Kilometer langen Bundesstraßennetzes in Salzburg – in Zukunft gegen finanziellen Ersatz durch den Bund selbst in eigener Verantwortung erledigen. Dadurch können wir selber an Ort und Stelle über die Dringlichkeit von Projekten entscheiden und müssen nicht in langwierigen Verfahren auf den Segen aus Wien warten."
Blachfellner: Mehr Lebensqualität für die Halleiner Bevölkerung
Wenngleich der Verkehr immer noch über eine „provisorische" Trasse an der altstadtfernen Seite der Pernerinsel mit Kreisverkehr und Schlenkern und nur zum Teil über die definitive (verordnete) Trasse verlaufe, können die Bewohner und Gäste der Altstadt Halleins wieder aufatmen. „Um die Lebensqualität der Halleiner zu erhöhen, hat das Land keine Kosten und Mühen gescheut und kräftig investiert: Die Kosten für die Brücke betragen 35 Millionen Schilling, hinzu kommen noch die Kosten für die Straßenanschlüsse in Höhe von acht Millionen plus die Kosten für die Grundeinlösung in Höhe von 16 Millionen. Auch für die beteiligten Baufirmen gilt die Colloredobrücke als Paradebeispiel für perfektes Bauen, und zwar nicht nur bei der Ausführung, sondern auch bei Planung und Bauabwicklung", betonte Blachfellner. So konnte die vorgesehene Bauzeit von 18 Monaten exakt eingehalten werden. Auch die kalkulierten Gesamtbaukosten wurden nicht überschritten. Anschließend bedankte sich Landesrat Blachfellner insbesondere beim Generalunternehmer Alpine Mayreder Bau GmbH für die hervorragende Leistung.
Eine neue Brücke für Hallein
Baubeginn für die Colloredobrücke war am 2. Jänner dieses Jahres. Ab 11. November werden Pioniere des Österreichischen Bundesheeres die Behelfsbrücke, über die während der vergangenen zehn Jahre der Verkehr gerollt ist, abbauen.
Seit den frühen 70er-Jahren wurden Pläne für eine Altstadtumfahrung gewälzt, das der Straßenverordnung zugrunde liegende Projekt stammt aus 1984. Die lange Planungsgeschichte der Altstadtumfahrung fand mit dem Bau der Colloredobrücke nahe dem Colloredoschloss einen Abschluss. Die intensive Planungsphase für die Brücke begann 1999. Es war bekannt, dass die Salzburg AG für Umbauarbeiten an der Kraftwerksstufe Hallein zu Jahresbeginn 2000 den Wasserspiegel im Stauraum absenken wollte. Um Kosten zu sparen, wurde der Baubeginn für die Brücke so angesetzt, dass bei dieser Spiegelabsenkung der Flusspfeiler errichtet werden konnte. Ganz ging die Rechnung nicht auf, da ein ungewöhnliches Hochwasser Mitte März 2000 gerade ein paar Tage zu früh den Hilfsdamm für den Pfeilerbau wegriss.
Die Halleiner Stadtpolitiker forderten für die Brücke eine besondere Gestaltung, sie musste "altstadtgerecht" ausgeführt werden. Die Fachabteilung 6/3 Brückenbau legte daraufhin einen nicht alltäglichen Entwurf vor: Die Brücke sollte einerseits sich dem Stadtbild so weit wie möglich unterordnen, andererseits keine altertümelnden Elemente aufweisen. Für die beiden Flussfelder des Tragwerkes wurde Stahl als das geeignetste Mittel für eine möglichst schlanke Bauweise empfunden, der dreizellige, unten gewölbte Hohlkasten mit ausschwingenden, in der Untersicht gegliederten Kragarmen verlängert. Über diese Kragarmform erfolgt eine gestalterische Zusammenfassung mit dem Randfeld über dem Treppenweg am linken Salzachufer. Die Krümmungen des Tragwerkes wurden im Unterbau der Brücke wieder aufgenommen, die Pfeiler so schlank wie möglich geplant. Um kurze Wege zur linksufrigen Promenade anzubieten, wurden mit minimalem Materialeinsatz im Bereich des Trennpfeilers Treppen angelegt. Leichte Sondergeländer und schwingende Formen bei den Beleuchtungskörpern setzten Akzente. Die Farben wurden so gewählt, dass die Ausformungen der Brückenelemente Geltung erhalten, erläutert der Leiter der Brückenbau-Fachabteilung Dipl.-Ing. Karl-Ludwig Del-Negro.
„Die neue Brückenkonstruktion – Stahlbrücke mit Mittelpfeiler – entspricht mit ihrer zeitgemäßen Formensprache sowohl mit der Ausformung der Widerlager und dem Mittelpfeiler wie auch mit der zeitgemäßen und leichten Konstruktion für den Hohltragkörper" – befand die Sachverständigenkommission für den Ortsbildschutz Halleins.
Die Brücke mag breit wirken, bietet jedoch nur die aus verkehrstechnischer und verkehrsplanerischer Sicht als Minimum anzusehenden Breiten der Fahrstreifen und der beidseits angeordneten Geh- und Radwege.
Ungewöhnlich war auch die Herstellungsmethode: Sozusagen scheibchenweise wurde das Tragwerk jeweils auf der Landseite angestückelt und nach Wahl der ausführenden Stahlbaufirma auf einem Lehrgerüst, das im Ausschreibungsentwurf nicht vorgesehen war, etappenweise vorgeschoben und letztlich unter Einwägung der genauen Lasten auf die Lager abgesetzt. Pioniere des Bundesheeres halfen mit Pontons beim Lehrgerüstausbau. Mit 350 Tonnen verbautem Stahl ist die Brücke eher ein Leichtgewicht. F217-11D

Es gilt das gesprochene Wort!





Franz Neumayr wird den Redaktionen für das Landespressebüro Fotos von der Eröffnung der Colloredobrücke anbieten.