(LK) Henndorfs Bürgermeister Rupert Eder überreichte heute, Sonntag, 2. Dezember den Schlüssel für das neue Literaturzentrum an Wichard von Schöning, Obmann des Vereins Literaturhaus Henndorf. Damit entsteht ein neues literarisches Zentrum des Flachgaus. "Dank des großen Engagements von Wichard von Schöning und der bedeutenden finanziellen Unterstützung der Gemeinde und von Bürgermeister Eder ist es gelungen, das historisch bedeutende Freumbichler-Haus in das Literaturhaus Henndorf umzuwandeln. Schon vor der offiziellen Einweihung wird deutlich, dass das Literaturhaus Henndorf wichtige kulturelle Impulse im Flachgau setzen wird. Mein Dank gilt dem Verein Literaturhaus Henndorf mit Obmann Wichard von Schöning, Bürgermeister Rupert Eder und den kulturellen Sonderprojekten. Ich freue mich schon auf die offizielle Einweihung im Frühjahr 2013", erklärte der für die kulturellen Sonderprojekte ressortzuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer.
Das 300 Jahre alte Geburtshaus von Johannes Freumbichler, dem Großvater des Schriftstellers Thomas Bernhard, wurde von der Gemeinde Henndorf gekauft und in den vergangenen Monaten renoviert. Bis Ende März 2013 soll noch die Inneneinrichtung fertiggestellt sein. Ab dann wird das Literaturhaus öffentlich zugänglich sein.
Beim Festakt zur Schlüsselübergabe wurde auch erstmals ein Dokumentarfilm über den Umbau des Freumbichlerhauses präsentiert, dessen historische Bedeutung und dessen Wandel zum Literaturhaus Henndorf. Darüber hinaus stellt der Film die wichtigsten Literaten Henndorfs anhand prägnanter Sätze, Aufnahmen von deren Wirkungsstätten, Zeitzeugeninterviews und altem Bildmaterial vor. Dieser Film, der von den kulturellen Sonderprojekten des Landes Salzburg finanziell unterstützt wurde, ist in Zukunft auch im Literaturarchiv zu sehen.
Henndorf als literarischer Ort der Begegnung
Mit dem neuen Literaturarchiv besinnt sich die Gemeinde Henndorf seiner literarischen Vergangenheit: Seit Ende der 1920er Jahre bis zum Anschluss im Jahr 1938 galt der Ort als Zentrum der deutschsprachigen Literatur- und Theaterszene. Hier lebten und arbeiteten unter anderem Ödön von Horvath, die Brüder Richard und Carl Mayr sowie Carl Zuckmayer. Letzterer schuf ab 1926 in der Wiesmühl einen Ort der Begegnungen, durch seine Initiative entstand in Henndorf eine Hochburg literarischen Schaffens. Bereits im 19. Jahrhundert siedelte sich hier der oberösterreichische Dichter Franz Stelzhamer an.
An diese reiche Tradition anknüpfend, soll das neue Literaturhaus zu einem lebendigen Zentrum für Lesungen, Diskussionen, Kinder- und Jugendprogrammen, Theaterproduktionen und Workshops werden, ebenso wie ein Ort der literarischen Spurensuche. Es soll die Begegnung mit Literatur ermöglichen und den öffentlichen Diskurs über Literatur und Landschaft fördern.
Etablierung des Tagebucharchivs Austria
Neben einem Auditorium mit Medienleinwand und einem Literaturmuseum wird im ersten Stock des Freumbichlerhauses das Tagebucharchiv Austria angesiedelt, wo schriftliche Zeugnisse von Menschen aus allen Lebensbereichen gesammelt werden sollen. Bereits jetzt liegen 21 Manuskripte vor, in denen Menschen aus ganz Österreich ihre ganz persönlichen Schicksale schildern, wobei natürlich die Kriegs- und Nachkriegszeit breiten Raum einnimmt. q270-60f