Artenschutz ist dem Land Salzburg ein zentrales Anliegen

Rössler: Biodiversität hat eine hohe Bedeutung für die Lebensqualität des Menschen / Tag der Biodiversität am 22. Mai 2014
Salzburger Landeskorrespondenz, 21. Mai 2014

(LK)  Der 22. Mai ist zum Tag der Biodiversität, biologische Vielfalt, proklamiert worden. "Viele der vom Land Salzburg in den vergangenen Jahren und gerade in jüngerer Vergangenheit erbrachten Leistungen sind bedauerlicherweise wenig bekannt. Der 'Tag der Biodiversität' wird daher zum Anlass genommen, auf die vom Land Salzburg in Kooperation mit Grundeigentümern und örtlichen Initiativen erbrachten Leistungen exemplarisch hinzuweisen. Artenschutz ist ein zentrales Anliegen des Naturschutzes im Land Salzburg", sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr. Astrid Rössler heute, Mittwoch, 21. Mai.

Grundlage für gezielte Aktionen zur Artenvielfalt sind jeweils eingehende wissenschaftlich fundierte Studien, etwa Kartierungen von Amphibien-, Reptilien-, Säugetier- und Vogelvorkommen, landesweite Felsenbrüter- und Wiesenbrütererhebungen oder die Biotopkartierung, welche nicht nur Aufschlüsse über die Vorkommen von Pflanzen im Land Salzburg, sondern auch über die Verteilung von Biotopen, d.h. besonderen Lebensräumen liefert. Durch Einbeziehung der gewonnenen Daten über Vorkommen und Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten in konkreten Verfahren, kann, beispielsweise über Ersatzleistungen oder Ausgleichsmaßnahmen, zumindest partiell ein Ausgleich für Habitatverluste geschaffen werden. Weiters werden die Daten zum gezielten Einsatz von Vertragsnaturschutzmaßnahmen oder konkreten Naturschutz- und Artenschutzprojekten verwendet, sie fließen natürlich auch in Management- und Landschaftspflegepläne ein.

Artenschutz bewahrt biologische Vielfalt

Für den Naturschutz des Landes Salzburg zählt der Arten- und Lebensraumschutz zu den zentralen Anliegen. Biologische Vielfalt kann nur erhalten werden, wenn es gelingt, Lebensräume in ausreichender Zahl und Qualität zu bewahren – auch und gerade für Tiere und Pflanzen, die ganz besondere Lebensraumansprüche haben. Eine kleine Auswahl an laufenden Projekten soll zeigen, wie im Land Salzburg bedrohten Arten wirksam geholfen werden kann. Das Land Salzburg legt hierbei besonderen Wert auf die Kooperation mit Grundeigentümern und vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern, denen Natur ein Herzensanliegen ist.

Amphibienschutz an Straßen

In Zusammenarbeit von Naturschutz und Straßenbau des Landes und dem Haus der Natur werden seit mehr als zehn Jahren unter Mithilfe von fast 200 ehrenamtlichen "Froschklaubern" an 28 Straßenabschnitten im ganzen Land Amphibien vor dem Straßentod bewahrt. An einigen Strecken wurden bereits ortsfeste Tunnelleitanlagen errichtet, welche wesentlich für einen funktionierenden Biotopverbund sind. Sie helfen übrigens nicht nur Amphibien, sondern auch vielen anderen Lebewesen, vom Laufkäfer bis zum Igel und Spitzmaus, die Straße lebend zu unterqueren.

Kammmolch-Kartierung

Auf Basis einer Kammmolch-Kartierung der Universität Salzburg wurden im Flachgau eine Reihe von Laichgewässern, beispielsweise im Natura2000-Gebiet Salzachauen angelegt, um dieser hochgradig bedrohten Art wieder mehr Lebensraum zu schaffen. Der Torferneuerungsverein Bürmoos hat über Initiative von Reinhard Kaiser im vergangenen Winterhalbjahr Gewässerpflegemaßnahmen durchgeführt, welche dem Kammmolch-Vorkommen im Europaschutzgebiet Bürmooser Moor zugute kommen.

Apollo-Artenschutzprojekt

Durch lebensraumverbessernde Maßnahmen und Nachzucht von Apollo-Faltern in Kooperation mit Herrn Otto Feldner konnte in den vergangenen Jahren nördlich von Saalfelden wieder eine Population der zwischenzeitlich regional ausgestorbenen Schmetterlingsart aufgebaut werden. Wichtige Voraussetzungen waren die Bereitschaft eines Grundeigentümers, Entbuschungen zuzulassen und die Mithilfe der Biotopschutzgruppe Pinzgau.

Braunkehlchen-Projekt im Lungau

Über Initiative von Werner Kommik konnten im Lungau im Wege des Vertragsnaturschutzes in Kooperation mit zahlreichen landwirtschaftlichen Grundeigentümern Flächen für wiesenbrütende Vogelarten gesichert werden. Mehr als 100 landwirtschaftliche Betriebe mit mehr als 500 Hektar Fläche beteiligen sich an diesem Projekt im südlichsten Bezirk des Landes. Es kommt dabei vor allem auf die Erhaltung von Wiesenrandstreifen als Brutflächen und das Setzen von Zaunpfosten als Ansitzwarten für die Vögel an. Eine zwischenzeitlich von BirdLife Österreich durchgeführte Evaluierung hat die Wirksamkeit der Maßnahmen bestätigt: Die vor wenigen Jahren schon fast ausgestorbenen Braunkehlchen besiedeln heute wieder Bereiche, aus denen sie bereits verschwunden waren.

Wiederansiedlung des Waldrapp

Das Land Salzburg unterstützt das LIFE-Projekt "Reason for Hope" zur Wiederansiedlung des Waldrapps. Diese Vogelart war bis ins 17. Jahrhundert in Europa, auch auf den Salzburger Stadtbergen, heimisch, wurde jedoch durch Überbejagung ausgerottet. Aus Restbeständen dieser Ibisart in Nordafrika und der Türkei wurde vor einigen Jahren begonnen, die Vögel in Mitteleuropa wieder heimisch zu machen und ihnen das für eine europäische Population notwendige Zugverhalten wieder anzulernen. Nach erfolgversprechenden Versuchen unter anderem im oberösterreichischen Almtal sollen nun auch im Salzburger Tennengau diese interessanten Vögel der heimischen Natur zurückgegeben werden.

Lebensraum für Kiesbankbrüter

Die bei uns vom Aussterben bedrohten Vogelarten Flussuferläufer und Flussregenpfeifer haben eines ihrer letzten Vorkommen im Europaschutzgebiet Tauglgries im Tennengau, das auch als Naherholungsgebiet im Sommerhalbjahr stark frequentiert wird. In Absprache mit den Gemeinden Kuchl und Bad Vigaun wurde vom amtlichen Naturschutz ein Managementplan entwickelt, welcher ein gedeihliches Nebeneinander von gefährdeten Vogelarten und erholungssuchenden Menschen ermöglichen soll. Organe der Salzburger Berg- und Naturwacht überwachen die Einhaltung der Schutzbestimmungen und erläutern die Hintergründe vor Ort.

Artenschutzprojekt Fledermäuse in Salzburg

Fledermäuse gehören zu den am stärksten gefährdeten Wirbeltiergruppen in Europa. Sie sind daher europaweit, das heißt auch in Salzburg, geschützt. Um die Arten langfristig erhalten zu können, sind Schutzmaßnahmen notwendig. Das Projekt umfasst in Salzburg die Fortführung unter anderem regelmäßiger Kontrollen von bedeutenden Fledermausquartieren, den Aufbau eines Mitarbeiter/innen-Netzwerkes zur langfristigen Betreuung von Fledermausquartieren, aber auch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich (KFFÖ) werden im Auftrag des Landes Salzburg Hilfestellungen und Beratung bei Renovierung und Umbauten von Quartieren, Kontrolle von Wochenstuben und Winterquartieren sowie Hilfestellung beim Auffinden verletzter Fledermäuse erbracht.

Die vorgestellten Artenschutzprojekte sind nur Beispiele für viele weitere Maßnahmen, wie sie etwa bei Managementplänen oder bei der Schutzgebietsbetreuung umgesetzt werden, um die biologische Vielfalt in Salzburg zu erhalten. s108-111