(LK) Der Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum des Landes Salzburg präsentiert diesen Sommer drei temporäre Kunstinstallationen im Kaiviertel. Die Installationen werden im Schanzlgarten, in der Schanzlgasse und auf dem Kajetanerplatz von Juni bis September gezeigt. Die realisierten Projekte gingen als Sieger aus einem 2013 durchgeführten offenen Wettbewerb, zu dem 56 Arbeiten eingereicht wurden, hervor. Am Dienstag, 24. Juni, 17.00 Uhr, werden die Installationen offiziell eröffnet. Interessierten wird ein geführter Kunstrundgang kostenlos geboten, Schüler/innen und Lehrer/innen sind ebenfalls eingeladen, diesen mit einer Kunsthistorikerin zu begehen, und Salzburgs Fremdenführer/innen wird dieser Kunstrundgang mit allen Informationen vorgestellt.
"Als Kulturreferent begrüße ich die vielfältigen Bemühungen des Fonds, verstärkt auf die zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum aufmerksam zu machen. Kulturvermittlung und das Erreichen der bislang weniger oder nicht Erreichten sind mir ein zentrales kulturpolitisches Anliegen. Kunst im öffentlichen Raum ist dazu hervorragend geeignet. Nirgendwo ist Kunst öffentlicher, zugänglicher und quasi demokratischer als an öffentlichen Bauwerken und im öffentlichen Raum. Aber das ist kein Selbstläufer", so Landesrat Dr. Heinrich Schellhorn heute, Montag, 23. Juni, bei der Präsentation der Installationen.
Und Kulturreferent Heinrich Schellhorn sieht frischen Wind in der Vermittlung von Kunst am Bau. Die Einbeziehung von Fremdenführerinnen und Fremdenführern sei dafür ein Beispiel. Diese würden täglich Kunst im öffentlichen Raum erklären; in Salzburg vornehmlich über das barocke Salzburg. Das sei auch gut so, aber zu wenig. Es sei daher eine ganz wertvolle Initiative des Fonds, die Fremdenführer/innen in die Vermittlung von zeitgenössischer Kunst einzubinden.
"Diese temporäre Kunstaktion stellt eine weitere Öffnung und ein Sichtbarmachen von Kunst im öffentlichen Raum dar", betonte Dipl.-Ing. Christina Tscherteu, Geschäftsführerin des "Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum". Mit dieser Aktion setze der Fonds einen Impuls für eine aktive Kunstvermittlung. "Viele Kunstprojekte wurden vom Land Salzburg an öffentlichen und halböffentlichen Bauten in den vergangenen Jahrzehnten realisiert, der Fonds hat sich nun vorgenommen, eine breite Öffentlichkeit darauf hinzuweisen und diese Kunst bewusster zu machen."
Neue Akzente in Vermittlung von Kunst am Bau
Tscherteu verweist auf eine Reihe von Aktivitäten und neuen Akzenten in diesem Sinne:
Drei neue Installationen bringen aktive Auseinandersetzung
Dem Trend in der Kunst zu temporären Installationen und Interventionen folgend, wurden vom Fonds aktuell drei Installationen rund um den Kajetanerplatz ermöglicht: ZELLE von Bernhard Gwiggner, geboren 1963 in Wörgl/Tirol, Bildhauereistudium an der Akademie der Bildenden Künste, Wien (Prof. Bruno Gironcoli), seit 1994 Assistenz für Bildhauerei an der Universität Mozarteum. "Auftritt_Appearance" von Sigrid Kurz, geboren 1958 in Salzburg, Studium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung, Linz. "Ka Zeit" von Hans Pollhammer, geboren 1967 in Wels, Studium der Malerei an der Universität Mozarteum, unterrichtet am BG Hallein, Mitglied des Künstlerkollektivs Josef Böhm.
Diese temporären Installationen wurden nicht nur als Kunstwerke in den öffentlichen Raum – in diesem Fall mit direktem Bezug zum Ort – hineingeholt. Es wurden und werden etwa begleitend zur Installation ZELLE die Themen Gefängnis, Strafe, Jugend, Beengtheit und Menschenrechte in Projekten mit einer Schulklasse und in öffentlichen Gesprächen mit Psychotherapeuten, Seelsorgern, Künstlern, Bewährungshelfern und Juristen das Thema in die Öffentlichkeit hineingeholt. Auch das sieht Kulturreferent Schellhorn als vorbildlich: "Das ist nicht die Methode friss oder stirb. Es wird kein Kunstwerk hingeknallt, sondern es gibt eine aktive Auseinandersetzung an Ort und Stelle. So stelle ich mir Kunstvermittlung und die Interaktion von Kunst und Gesellschaft vor", erläuterte Landesrat Schellhorn.
Man sehe nur, was man weiß, betonte Schellhorn. Es sei notwendig, die Sehgewohnheiten zu schärfen, aufmerksam zu machen und ständig Informationen zu geben. Das sei kein Prozess, der mit der Eröffnung eines Bauwerkes und dessen einmaliger Vorstellung abgeschlossen ist.
Neue Nutzergenerationen in öffentlichen Gebäuden könnten den Bezug zu den "Kunst am Bau-Werken" verlieren, und diese dann – im Sinne von bewusst wahrnehmen – nicht mehr "sehen": "Ich hoffe sehr und bin überzeugt, dass die zahlreichen neuen Akzente, die der Fonds mit seiner Kunst-Vermittlungsoffensive setzt, Erfolg haben werden. Das Interesse besteht. Wenn etwa im Intranet der Landeskrankenanstalten eine Seite über ein Kunstwerk im Haus öfter aufgerufen wurde als ein Beitrag über die Gehaltsreform, spricht das Bände und eindeutig dafür, auch diese neuen Wege zu gehen", so der Kulturreferent.
"Kunst am Bau kann sich nicht völlig autonom entwickeln", betonte Mag. Gabi Wagner, Vorsitzende des Fachausschusses des Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum. Es gebe Auftraggeber, Nutzerbefindlichkeiten, bauliche Vorgaben und die große Konkurrentin Architektur, das alles nehme Einfluss auf das Kunstwerk.
Die Frage stelle sich auch, wer die Betrachter, die Adressaten dieser Kunst seien, so Wagner. Dem Kunst-Insider sei nämlich schnell alles zu harmlos und unbefriedigend, dem Nutzer des Gebäudes sei die Kunst oft zu unverständlich und gehe am allgemeinen Geschmacksempfinden vorbei, dem Künstler sei sie zu vordeterminiert, der Allgemeinheit sei diese Kunst zu teuer. "Und doch ist Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum die direkteste, mittelbarste und demokratischste Form, Menschen zu erreichen und zu berühren.
Dem Fonds ist es ein Anliegen, die Auswahl der Kunst größtmöglich objektiv und transparent zu gestalten. Auftraggeber, Nutzer und Architekten werden in die Entwicklung eingebunden. Ziel ist es, die Lebenswelten der Nutzer zu erreichen, die zentralen Themen des Ortes zu erfassen und sie mit der Sprache der Kunst zu formulieren", betonte Wagner.
Kommunikation, Interaktion und Eingehen auf den Ort steht bei allen drei nun realisierten temporären Kunstinstallationen im Vordergrund. Von Beginn an wurden die Anrainer eingebunden und informiert. Die ZELLE von Bernhard Gwiggner wird während der Aufstellung Ort und Anlass für unterschiedliche Veranstaltungen sein, "Auftritt_Appearance" von Sigrid Kurz lädt die Passanten zum Mitspielen ein und "Ka Zeit" von Hans Pollhammer konfrontiert diese mit einer Aussage, die unweigerlich zum Weiterdenken führt.
Wo die Nutzer es wollen
Der Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum ist seit 2008 als Sondervermögen des Landes eingerichtet, um Kunst an und um Landesbauten zu realisieren. Durch die Umstellung 2008 von der Prozentregelung (ein bis zwei Prozent der Bausumme waren für Kunst aufzuwenden) auf einen Fonds mit einem fixen Jahresbudget ist man noch mehr weggekommen von einer gießkannenartigen Zwangsbeglückung mit Kunst und hin zu einer gezielten Einsetzung des Geldes, dort wo es Sinn macht und dort wo Nutzer es wollen.
Seit 1980 gibt es eine umfassende Dokumentation der Kunst am Bau-Projekte. 2012 wurde der dritte Band bauen+kunst, Land Salzburg 1999-2011, veröffentlicht. Seit 2010 gibt es einen regelmäßig erscheinenden Jahresbericht. Mehr Informationen auf: www.kunstambau.at. s133-10