(LK) "Das war unsere Zeit! Eine Generation erinnert sich." So lautet der Titel des Buches von Dr. Alfred Berghammer, das gestern, Donnerstag, 30. Oktober, auf Schloss Goldegg präsentiert wurde.
Die Buchpräsentation bot für Landesrätin Mag. Martina Berthold den idealen Rahmen, die Verdienste dieser Generation zu würdigen: "Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie gut es uns heute im Vergleich zu damals geht. Ich sehe das aber auch als Auftrag an uns alle, jenen zu helfen, die heute mit Krieg, Verfolgung und Not konfrontiert sind. Diese Menschen sollen hier bei uns eine Heimat finden können. Kriegserfahrungen prägen ganz besonders, die Generation der heute über 80-Jährigen hat den Krieg als Kinder erlebt und strahlt trotzdem so viel Lebensfreude aus. Das beeindruckt und tut uns Jüngeren gut."
Mit Unterstützung des Landes startete das Salzburger Bildungswerk im Herbst 2012 das um-fangreiche Projekt "Das war unsere Zeit! Eine Generation erinnert sich". Im ganzen Land Salz-burg wurden Geschichten, die das Leben schrieb, in Form von Interviews und Videoaufzeichnungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zusammengetragen. Ziel war, in jeder Gemeinde des Bundeslandes zwei bis drei Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Geburtsjahrgänge vor 1933 über das damalige Alltagsleben zu befragen. Nach zwei Jahren ist dieses Ziel erreicht: 265 Interviews wurden in 116 Salzburger Gemeinden geführt und aufgezeichnet, 13.950 Minuten an Videoaufnahmen zur weiteren Verwendung produziert. Für den Pongau sind diese Interviews nun auch als Buch erhältlich.
"Sämtliche Gespräche stellen ein besonderes Stück Salzburger Geschichte dar, wurden dokumentiert, archiviert und können so für nachkommende Generationen identitätsstiftend wirken", ist der Initiator des Projektes, Dr. Alfred Berghammer, Leiter des Arbeitskreises Seniorenbildung im Salzburger Bildungswerk, überzeugt. "Mit diesen Aufzeichnungen ist ein besonderer Schatz an Erinnerungen entstanden." Finanziell unterstützt wurde das Salzburger Bildungswerk vom Land Salzburg.
Großes ehrenamtliches Engagement
Bei der Suche nach Interviewpartnerinnen und -partnern wurde das Projekt von den örtlichen Bildungswerken und den Gemeinden unterstützt. Die Initiative war von Beginn an auf großes ehrenamtliches Engagement ausgerichtet: Rund 20 Personen arbeiteten im Kern- beziehungsweise Projektteam mit. Neun Interviewerinnen und Interviewer stellten sich nach einer kurzen Schulung in Interviewtechnik der Aufgabe, mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im ganzen Land Salzburg Gespräche zu führen und diese aufzuzeichnen. Sie haben dafür rund 600 Stunden ihrer Freizeit investiert.
Die Generation der über 80-Jährigen hat so viele Veränderungen erlebt wie keine Generation zuvor. "Das Projekt sollte die älteren Personen zum Erzählen aktivieren und bei den Jüngeren Interesse wecken", brachte Projektkoordinatorin Stefanie Walch die Zielsetzung auf den Punkt. Auch gehe es darum, diese mündlich überlieferte Geschichte in Archiven und Chroniken festzuhalten. Jede Gemeinde und alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen haben zudem eine DVD mit dem aufgezeichneten Video erhalten. Die Kooperation mit dem Freien Fernsehen Salzburg (FS1), in dem in den vergangenen zwei Jahren wöchentlich Interviews ausgestrahlt wurden, sollte helfen, diese Lebensgeschichten vielen Interessierten zugänglich zu machen. Alfred Berghammer: "Prominente Zeitzeuginnen und Zeitzeugen waren eher die Ausnahmen. Wir sind überzeugt, dass jede einzelne Lebenserinnerung mit Anekdoten und Schilderungen des täglichen Lebens wertvoll ist."
Pongauer Erinnerungen als Buch präsentiert
Die Pongauer Lebenserinnerungen sind seit gestern, Donnerstag, in Buchform erhältlich. Berichte von mehr als 50 Personen aus allen Pongauer Gemeinden sind in diesem von der Edition Tandem herausgegebenen Buch zu finden. "Ich bin beeindruckt über die offenen Schilderungen. Die Kargheit, die Not und die Verführungen dieser Zeit werden damit sehr lebendig", brachte der Verleger des Buches, Mag. Volker Toth, seine Eindrücke auf den Punkt. "Nichts wird verschwiegen, dieses Buch berührt und ist trotz aller Entbehrungen geprägt von einer tiefen Dankbarkeit für dieses Leben", so Toth, der hofft, dass diese Erinnerungen in Schriftform auch die Jugend erreichen.
Das Buch mit den Erzählungen aus dem Pongau ist das erste seiner Art, die "Erste Stiftung", die Erzdiözese Salzburg und die Raiffeisenbanken von St. Johann im Pongau und Schwarzach im Pongau leisteten dafür wertvolle finanzielle Unterstützung. Ziel der Projektverantwortlichen ist es, die aufgezeichneten Gespräche auch für alle anderen Bezirke und die Stadt Salzburg in dieser Form präsentieren zu können. s239-57