(LK) Biodiversität und Artenvielfalt sind viel verwendete Begriffe, wenn es um Natur- und Umweltschutz geht. Was sich dahinter verbirgt und in welcher Komplexität die Lebewesen untereinander vernetzt sind und voneinander abhängen, kann nur durch akribische Forschungsarbeit durchschaut werden. Klar ist dennoch, dass diese Vielfalt an Arten, Lebensräumen oder genetischer Ausstattung der Arten letztlich für uns als Lebensgrundlage unerlässlich ist. Dabei gerät die Vielfalt durch Monotonisierung, Verbauung und Fragmentierung der Landschaft immer mehr in Bedrängnis und ruft internationale Kampagnen wie die neue Biodiversitätsstrategie 2020, im Einklang mit dem Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (CBD, 1992), auf die Bühne. "Die Woche der Artenvielfalt, die soeben begonnen hat, gibt uns Gelegenheit, auf die vielen Naturschätze unseres Landes stolz zu sein, aber auch die Notwendigkeit von Naturschutz und Forschung zu betonen", so die für den Naturschutz zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Dr. Astrid Rössler heute, Montag, 18. Mai.
Anhand eines naturschutzfachlichen Kleinods im Salzburger Flachgau konnte nun in einer aktuellen Studie gezeigt werden, welch enormen Reichtum an Arten und Individuen intakte Lebensräume beherbergen. Das Naturschutzgebiet Blinklingmoos weist innerhalb eines Mosaiks an Feuchtgebieten und Moorlebensräumen durchschnittlich etwa 110 Zikaden auf einem Quadratmeter auf. Darunter befinden sich einige stark gefährdete und sogar vom Aussterben akut bedrohte Arten. Zikaden sind an Pflanzen saugende, bei uns sehr kleine, meist nur wenige Millimeter große und damit unscheinbare Insekten, die zoologisch zu den "Schnabelkerfen" zählen. Sie verfügen zur Nahrungsaufnahme über einen Saugrüssel, durch welchen sie wie mit einem Strohhalm Pflanzensäfte aufnehmen. Häufig nehmen sie damit zu viel Zucker auf, den sie als Honigtau wieder absondern. Davon profitieren dann andere Insekten wie diverse Ameisenarten. Die meisten Zikaden sind spezifisch auf einzelne Pflanzenarten angewiesen. Das Vorkommen der Zikadenarten ist also vom Vorhandensein unterschiedlichster Pflanzenarten abhängig – oder: je mehr Pflanzenarten in einem Gebiet vorkommen, desto mehr Zikadenarten können dort leben. Das Naturschutzgebiet Blinklingmoos mit seiner überaus reichhaltigen Flora ist so eine Oase des Lebens, ein "Hot Spot" der Biodiversität im Land Salzburg.
Gegenüber der Standard-Grünlandausstattung von wenigen anspruchslosen Arten, stellen die Schutzgebiete wie das Blinklingmoos heute Schatzkammern der Artenvielfalt dar. Mit dem Potenzial, auf Veränderungen zu reagieren und "Einzuspringen", mit einem Repertoire von wirksamen Anpassungsmechanismen, wenn andere Lebensräume keinen Widerstand mehr leisten können. t109-15