(LK) Warum Lokalpatrioten auf der Suche nach Salzburgs Mitte lieber den Schwer- als den Mittelpunkt berechnen, wo dieser liegt und wie man es schaffen kann, an einem Tag die vier extremsten Punkte des Landes in allen vier Himmelsrichtungen zu betreten, verrät dieser Grenzfall, der heute, Mittwoch, 1. Juli, auf www.salzburg.at, der Plattform für die Europaregion, veröffentlicht wurde.
Als Herz vom Herzen Europas bezeichnete bekanntlich Hugo von Hofmannsthal das Salzburger Land. Und da auch ein Herz eine Mitte haben muss, machten sich die Mühlbacher Brüder Franz, Josef und Peter Gamsjäger anno 2004 Gedanken darüber, wo diese Mitte des Landes zu verorten ist. Sie rechneten und kamen zum erstaunlichen Ergebnis, dass der geografische Mittelpunkt Salzburgs, der durch die äußersten Grenzpunkte der vier Himmelsrichtungen bestimmt wird, nicht im Bundesland Salzburg, sondern im benachbarten Bayern im Hagengebirge liegt, wenn auch keine 400 Meter weit von der Staatsgrenze entfernt. Also zeichneten und rechneten die Brüder weiter, sägten Salzburg – verkleinert natürlich – aus einer Holzplatte und ermittelten den Schwerpunkt. Der lag nicht ganz überraschend in ihrer Heimatgemeinde Mühlbach am Hochkönig. Zur Markierung zimmerten die holzbegeisterten Pongauer einen Lärchenholztisch im Maßstab 1:26.000 mit einem rund zehn Meter hohen ausgehöhlten Baumstamm in der Mitte. Er symbolisiert Mühlbach, den Nabel Salzburgs. Als symbolische Verbindung zu den umliegenden 118 Gemeinden im Land Salzburg schlugen sie für jede Gemeinde ein Fenster in den Stamm.
Salzburgs Ecken an einem Tag
Dieses Projekt, dessen Überbleibsel nur mehr auf dem Hof eines der Gamsjäger-Brüder zu bewundern sind, brachte den gebürtigen Steirer Marc Hermann auf die Idee, von dieser Mitte ausgehend die vier geografisch extremsten Punkte des Bundeslandes zu besuchen – und das innerhalb eines einzigen Tages. Er wählt dafür einen sonnenverwöhnten Junitag, startet frühmorgens in Mühlbach auf dem "Schwerpunkt", fährt in den Oberpinzgau nach Wald und steigt über die Königsleitenspitze (2.315 Meter), das Satteljoch (2.244 Meter) und den Falschriedel (2.420 Meter) auf den Ochsenkopf (2.469 Meter). Am nahegelegenen "Westend" von Salzburg notiert er "tolle Aussicht" und macht sich, ins Tal zurückgekehrt, im Auto nach Seetal im Lungau auf, um über Forststraßen und Waldsteige zur Dorfer Hütte und weiter zum 2.140 Meter hohen Gipfel des Gstoder aufzusteigen. Auf einem langen Grasrücken hinter der Dörfler Höhe befindet sich der östlichste Punkt des Landes direkt am Wanderweg. Inzwischen hat die Sonne ihren höchsten Stand überschritten und zum nächsten Ziel, Salzburgs südlichem Endpunkt auf dem Königstuhl, ist es nicht weit. Marc startet von der Dr.-Josef-Mehrl-Hütte in das breite Rosanintal zum Rosaninsee. Steil geht es danach über die Königstuhlscharte zum Gipfel auf 2.336 Meter. Um halb fünf macht er sich auf den Rückweg und fährt über St. Margarethen und die Tauernautobahn in den Flachgau. Hinter der Ortschaft Thalhausen bei Michaelbeuern erreicht der Extremgrenzgänger im Abendlicht den nördlichsten Punkt des Landes, der mit einem Grenzstein markiert ist. 15 Stunden war er dafür bei Tageslicht unterwegs, 510 Kilometer davon mit dem Auto. Marc Hermann ist damit der erste Mensch, der an einem einzigen Tag auf dem Schwerpunkt und an allen vier Extrempunkten des Landes gestanden ist – und das mit sportlicher Herausforderung. t148-60