(LK) Der Kiesbankgrashüpfer, mit lateinischem Namen Chorthippus pullus, ist eine hoch spezialisierte Heuschreckenart und dementsprechend selten im europäischen Verbreitungsgebiet. In der Roten Liste der Heuschrecken Österreichs ist die Art als "stark gefährdet" geführt, im Land Salzburg ist sie als "vom Aussterben bedroht" eingestuft.
"Bei den Vorkommen im Europaschutzgebiet Tauglgries handelt es sich um die letzten Reliktvorkommen im Land Salzburg", berichtete Jakob Pöhacker, Schutzgebietsbetreuer für den Tennengau, heute, Mittwoch, 13. April.
Von Anfang Jänner bis Ende März 2015 wurde im Europaschutzgebiet Tauglgries ein Großteil der im Managementplan vorgesehenen Maßnahmen zur Förderung der Bestände des Kiesbankgrashüpfers umgesetzt. Als Auftragnehmer zur Umsetzung der Maßnahmen agierte die Österreichische Bundesforste AG. Die Maßnahmen wurden fachlich durch den Schutzgebietsbetreuer begleitet und koordiniert und durch das Land Salzburg finanziert. Ziel der Maßnahmen war es, durch Wegräumen von Gehölz Korridore zu schaffen, ehemals geeignete Lebensräume wieder herzustellen und mit dem bestehenden Kernlebensraum zu verbinden. Die umgesetzten Maßnahmen umfassen im Wesentlichen die Rodung verwaldeter Bereiche und die Entbuschung von Gebieten, die mit verschiedenen Weidenarten verwachsen und somit als Lebensraum für die Heuschreckenart unbrauchbar waren.
Die Eingriffsfläche im Jahr 2015 betrug insgesamt rund 2,6 Hektar und liegt großteils auf der in Fließrichtung linken Flussseite. Um eine optimale Wirkung der Maßnahmen zu erzielen, werden in den kommenden Wintern auf weiteren Flächen Maßnahmen umgesetzt. Den größten Aufwand verursachten bisher die Räumung der geschnittenen Gehölze aus dem Hochwasserabflussbereich und die Lagerung in Häufen. Dies ist einerseits erforderlich, um Verklausungen im Bachbett zu verhindern und andererseits, um zu vermeiden, dass der Boden durch die gerodeten Gehölze bedeckt wird. Die schonende Umsetzung der Maßnahmen ist nur in den Wintermonaten bei gefrorenem Boden möglich, da ansonsten die Eier oder Larven des Kiesbankgrashüpfers zerstört werden könnten.
Um bei der Bevölkerung ein möglichst hohes Verständnis für die Maßnahmen zu erreichen, wurden die Bürgerinnen und Bürger umfassend informiert. Darüber hinaus werden die Auswirkung der Maßnahmen und die Entwicklung der Bestände des Kiesbankgrashüpfers mit einem mehrjährigen wissenschaftlichen Monitoring dokumentiert.
Kiesbankgrashüpfer liebt Wärme
Der Kiesbankgrashüpfer ist eine wärmeliebende Art. Er benötigt offene, durch trockenes und heißes Mikroklima gekennzeichnete Landschaftsbereiche mit einem hohen Rohbodenanteil für die Eiablage. Eine derartige Lebensraumausstattung findet sich vorwiegend in intakten Wildflusslandschaften. Dies macht den Kiesbankgrashüpfer zu einer ausgezeichneten Ziel- und Zeigerart für naturnahe Flusslandschaften.
Im Tauglgries liegt ein weitgehend unreguliertes Wildflusssystem vor. Allerdings hat sich durch die intensive Schotterentnahme bis in die 1990er Jahre das Flussbett um mehrere Meter vertieft. Dadurch sind die Randbereiche des Flussbettes teilweise von der Hochwasserdynamik abgeschnitten und verwachsen nun vorwiegend mit verschiedenen Weidenarten. Was früher durch unregelmäßig auftretende, größere Hochwasserereignisse verwirklicht wurde, muss nun von Menschenhand gewährleistet werden: die Offenhaltung der oberhalb des jährlichen Hochwassereinflussbereiches liegenden Schotterterrassen. Denn genau diese Bereiche des Schwemmbodens sind es, die derzeit die letzten Bestände des Kiesbankgrashüpfers beherbergen. Um den Lebensraum zu erhalten, müssen die aufkommenden Gehölze dezimiert und Rohbodenstandorte geschaffen werden. Zur längerfristigen Sicherung des Vorkommens im Tauglgries muss die Population gefördert und ihr Lebensraum ausgeweitet und verbessert werden.
Weitere Informationen zum Europaschutzgebiet Tauglgries können unter www.lebensader-taugl.at abgerufen werden. 160413_50 (grs/ram)
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