(LK) Zur Herbstzeit können wir an naturnahen Wald- und Siedlungsrändern einen altbekannten Gast antreffen: Der nützliche Igel sucht jetzt vermehrt auch tagsüber nach Schnecken, Würmern und allerlei Insekten. Wenn die Tage kürzer werden und die Nächte kälter, beginnen die kleinen Stacheltiere mit der Suche nach einem frostfreien Winterquartier. Ab November und Dezember halten Igel Winterschlaf, der bis März und April andauert.
Falsch verstandene Tierliebe
Viel zu oft werden die sympathischen Gesellen zur Herbstzeit von uns aufgenommen, in dem gut gemeinten Bestreben, den Tieren helfen zu wollen. Aber Vorsicht: Keinesfalls dürfen Igel beliebig eingefangen werden, um sie daheim über den Winter zu bringen.
Als Wildtiere sind sie bestens daran angepasst, in freier Natur zu überleben und den Winter zu überstehen. Die Tiere nutzen die warmen Sonnenstunden jetzt tagsüber, um sich Nahrungsreserven für den Winter anzufressen. Dafür haben sie bis zum Wintereinbruch in der Regel ausreichend Zeit. Auch Jungigel verlassen oft tagsüber das Nest. Sie finden alleine wieder zurück und sind unbedingt in Ruhe zu lassen.
Natürlich schafft es nicht jeder Igel, gleich fit in den Winter zu starten. Eine Reduktion der Populationen durch strenge Winter wird – wenn der Lebensraum intakt ist – üblicherweise durch die hohe Vermehrungsrate des Igels gut ausgeglichen. Für den Fortbestand der Art ist eine natürliche Auslese sogar biologisch sinnvoll. Zudem kann eine nicht fachgerechte Pflege und Überwinterung für die Tiere nicht minder leidvoll sein. Sie zeigen nach der Aussetzung im Frühjahr ungünstige Gewichtsentwicklung, abweichende Reviergrößen, gestörtes Sexualverhalten und geringen Fortpflanzungserfolg.
Aus Natur- und Artenschutzgründen besteht deshalb keine Notwendigkeit, Igel zu überwintern. Igel sind nach der Salzburger Pflanzen- und Tierarten-Schutzverordnung besonders geschützt und dürfen nicht verfolgt, gefangen, verwahrt oder getötet werden. Ausnahmen bestehen, wenn Tiere offensichtlich krank, verletzt oder sonst pflegebedürftig aufgefunden werden. Aus Tierschutzgründen kann menschliche Hilfe unter fachkundiger Anleitung für den Igel in seltenen Fällen angebracht sein:
Wie kann dem Igel sinnvoll geholfen werden
Absolut notwendig für eine gesunde Igelpopulation ist ein strukturreicher Lebensraum mit vielen Versteckmöglichkeiten und ausreichend Nahrung. Dabei können alle, die einen Garten besitzen oder eine Landwirtschaft führen, einen Beitrag leisten. Wer randliche Krautsäume, buschige Sträucher, Hecken und Obstbäume wachsen lässt, bietet igelfreundliche Umgebung – das Beste, das man für den sympathischen Gast tun kann. Die für unser Auge oft schon normal genutzte Landschaft, sauber gepflegte Rasen und der Einsatz von Laubsaugern etwa sind neben dem Straßenverkehr die größte Bedrohung für das Wohlergehen der nützlichen Stacheltiere.
Hilfreiche und leicht umsetzbare Tipps
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