(LK) Für 74.600 Kinder und Jugendliche startet am Montag die Schule. Rund 750 von ihnen besuchen eine der 15 Polytechnischen Schulen (PTS) in Salzburg. Die Bildungseinrichtungen sind der „Ausbildungsspezialist“ unter den Pflichtschulen. In einem Jahr werden die Jugendlichen fit für die Lehre gemacht. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Berufsorientierung und -grundbildung in Theorie und Praxis.
Bau, Handel und Büro, Holz oder Tourismus: Die Jugendlichen an den Polytechnischen Schulen können tief in die Vielfalt der unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten eintauchen und werden auf den künftigen Lehrberuf vorbereitet. Laut Informationen der Wirtschaftskammer Salzburg entscheiden sich fast die Hälfte der Jugendlichen im Bundesland derzeit für eine Lehre. Rund 22 Prozent davon wählen das Modell Lehre mit Matura.
Gutschi: „Sprungbrett in die Arbeitswelt.“
Für Bildungslandesrätin Daniela Gutschi steht fest: „In den Polytechnischen Schulen in Salzburg erhalten die Fachkräfte der Zukunft das Rüstzeug für den Start in ihren beruflichen Karrieren. Die Jugendlichen haben an den Standorten in allen Bezirken die Chance, sich genau mit der gewählten Branche und dem zukünftigen Tätigkeitsbereich auseinanderzusetzen. Es ist ein umfassendes und spannendes Ausbildungsangebot, dass die engagierten Pädagoginnen und Pädagogen anbieten, bei der ein großer Schwerpunkt auf der praktischen Arbeit liegt.“
Moderne Werkstätten in Tamsweg
Ein Beispiel für die Arbeit der PTS ist Tamsweg. Dort starten am Montag rund 35 Schüler gemeinsam mit elf Lehrkräften. Besonderen Wert legt die Schule auf praxisnahen Unterricht, der in modern ausgestatteten Werkstätten stattfindet. „Diese werden laufend modernisiert, um den Jugendlichen bestmögliche Bedingungen für ihre berufliche Vorbereitung zu bieten. Ermöglicht wird dies durch den engagierten Verein ,Partnerschaft Polytechnikum und Wirtschaft‘ unter der Obfrau Christina Moser. Auch die enge Kooperation mit der Wirtschaftskammer Bezirksstelle Lungau trägt wesentlich zum Erfolg bei. So wird die Schule zu einem wichtigen Bindeglied zwischen Ausbildung und regionaler Wirtschaft“, berichtet Bürgermeister Wolfgang Pfeifenberger.
Polytechnische Schulen in Zahlen
Berufsorientierung im Fokus
Elisabeth Saller ist seit zwölf Jahren Direktorin der Polytechnischen Schule in Bischofshofen und leitet seit vier Jahren die ARGE der Polytechnischen Schulen in Salzburg – die Interessensvertretung der 9. Schulstufe. In dieser Funktion hat sie den Blick zu den 15 eigenständigen und zwei an Mittelschulen angeschlossenen Standorte in allen Bezirken. Mit dem Landes-Medienzentrum (LMZ) hat die engagierte Pädagogin über die besondere Schulform gesprochen.
LMZ: Frau Saller, was ist das Besondere an den Polytechnischen Schulen in Salzburg?
Saller: Die Berufsorientierung und -grundbildung in Theorie und Praxis ist unser Alleinstellungsmerkmal. Die Jugendlichen sind gut zehn Monate bei uns, und in dieser Zeit gibt es eine umfassende Vorbereitung auf die künftige Arbeitswelt. So verlässt beispielsweise kein Mädchen oder kein Bursch unsere Schule, ohne zu wissen, wie es für sie oder ihn weitergeht. Die größte Herausforderung ist dabei der unterschiedliche Orientierungsstand der Schülerinnen und Schüler. Wir haben Jugendliche, die genau wissen, was sie machen wollen, und andere, die so gut wie ohne Vorkenntnisse zu uns kommen.
LMZ: Wie sieht das Schuljahr für die Jugendlichen in einer Polytechnischen Schule aus?
Saller: Zum Start gibt es eine achtwöchige Orientierungsphase. Dort lernen die Jugendlichen die verschiedenen Fachbereiche am Schulstandort kennen. Im Anschluss erfolgt die Einarbeitung in den gewählten Fachbereich. 15 Stunden pro Woche erhalten sie eine intensive Ausbildung in Theorie und Praxis. Spätestens ab Weihnachten beginnt dann die Bewerbungsphase. Hier geht es darum, eine Lehrstelle für den Sommer zu erhalten. In Bischofshofen haben Jugendliche, die sich für den Technikerbereich entscheiden, in der Regel zu Beginn der Semesterferien im Februar ihre Lehrstellen-Zusage.
LMZ: Wie arbeiten die Polytechnischen Schulen mit der lokalen Wirtschaft beziehungsweise den lokalen Unternehmen zusammen?
Saller: Zur lokalen Wirtschaft besteht an allen Schulstandorten ein sehr guter Kontakt. Wir haben die Fachkräfte der Zukunft vor Ort – sei es vom Handwerk, über die Technik, bis zur Dienstleistung. In Bischofshofen haben wir beispielsweise während der Orientierungsphase den „Tag der Betriebe“ mit mehr als 60 Unternehmen. Jeder hat einen definierten Zeitslot und stellt den Betrieb und die Ausbildungsmöglichkeiten an der Schule vor. Anschließend haben die Jugendlichen Zeit für Fragen, und von unserer Seite haben sie den Auftrag, Schnupperpraktika zu vereinbaren. Zu diesem Tag laden wir auch Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen der Umgebung ein.
LMZ: Welche Chancen haben die Jugendlichen nach dem Besuch einer Polytechnischen Schule?
Saller: Das kann man mit zwei Worten zusammenfassen: Alle Möglichkeiten! Mit den unterschiedlichen Modellen der dualen Ausbildung, sei es Lehre mit Matura, stehen den Jugendlichen alle Wege offen. Es kommt auch vor, dass sie nach dem einen Jahr bei uns in eine weiterführende Schule wechseln, weil sie in dem Jahr ihre individuellen Interessen entdeckt haben. Einer der wohl bekanntesten Absolventen einer Polytechnischen Schule in Salzburg ist der Präsident der Arbeiterkammer, Peter Eder. Beim Landeswettbewerb vor zwei Jahren hat er die Schülerinnen und Schüler besucht und stolz von seinen Erfahrungen in Taxenbach berichtet.
LMZ: Wie ist die Zusammenarbeit mit Gemeinden und dem Land während des Schuljahres?
Saller: Die Gemeinden sind die Schulerhalter. Vergangenes Jahr habe ich eine Umfrage an allen Standorten zur Ausstattung der Werkstätten durchgeführt. Hier habe ich durchwegs eine positive Rückmeldung bekommen. Auch das Land unterstützt uns nach Kräften. So können wir etwa den Landeswettbewerb jährlich im Europark durchführen. Talentierte Jugendliche präsentieren den Salzburgerinnen und Salzburgern ihre Leistungen. Diese großartige Leistungsschau ist die perfekte Visitenkarte für alle Polytechnischen Schulen.
Redaktion: Landes-Medienzentrum / LK_250904_90 (msc/mel)